Sonntag, 13. Januar 2008

Gesellschaftlicher Nutzen von Hunden

Als ich heut' mal nicht als Ausführservice mit meinen eigenen Hunden Gassi war, habe ich mir so einige Gedanken über den eigentlichen Nutzen von unseren vierbeinigen Freunden gemacht und habe sie für euch kurz notiert. Bin mal gespannt, was ihr zu diesem Thema zu sagen habt.

Obwohl Hunde zunächst keinen erkennbar vorteilhaften Nutzen zu haben scheinen, umgeben sich die Menschen häufig mit ihnen. Die meisten Hunde in unserer Gesellschaft werden als Begleithunde gehalten, ohne dass sie besondere Arbeitsleistungen erbringen müssen. Diese Art der Hundehaltung kommt doch eigentlich dem modernen „Wellness“ – Wesen sehr nahe, mit dem die eigene Lebensqualität verbessert werden soll. Hunde haben ja erwiesenermaßen einen großen sozialen und sogar medizinischen Nutzen. Allem voran wird deutlich, dass insbesondere die sozial-emotionale Beziehung zu Hunden für das Zusammenleben zwischen Menschen und Hunden immer bedeutender wird. Für uns Menschen wird es zunehmend schwerer, uns allein in einer urban und technologisch geprägten Umwelt persönlich und geistig sowie emotional voll zu entwickeln.
Die Anwesenheit von Hunden wirkt sich (werden diejenigen bestätigen, die einen Hund haben) förderlich auf das soziale Umfeld der Besitzer aus (wer Gassi geht , schließt schnell Kontakte). Häufig sind die unbedingte Liebe und großes Vertrauen zwischen Hund und Mensch für die subjektiv empfundene Nähe verantwortlich.

Was auch so richtig super bei Hunden ist, dass sie als Lebewesen ohne besondere Stimmungsschwankungen doch recht berechenbare Partner sind, auf die man sich stets verlassen kann. Und sie sind immer da, ohne dass sie sich um andere wichtigere Dinge kümmern müssen, wie es z.B. das „zivilisatorische“ Überleben täglich von uns Menschen verlangt. Wird die Mensch-Hund-Beziehung allerdings zum Ersatz für enttäuschte Empathie, die sich ursprünglich auf einen Menschen bezog, dann birgt sie in sich die Gefahr, dass weitere Kontakte zu Menschen immer häufiger gemieden werden, weil der Hund als Lückenbüßer genutzt wird.

Ich finde, Hunde entfalten ihre Wirkung nicht nur auf die einzelne Mensch-Hund-Beziehung, sondern sind auch als soziale Katalysatoren in unserer Gesellschaft von Bedeutung. Menschen, die sich mit Hunden in die Öffentlichkeit begeben, erhalten deutlich mehr Aufmerksamkeit und kommen schneller in Kontakt mit anderen Menschen. Oftmals werden die Tiere von Passanten gestreichelt, oder es entstehen z.B. Gespräche über das Thema „Hund“. Kinder, die Hunde zu Hause haben, sind für andere Kinder oftmals interessant, denn sie können bei ihnen Hunde antreffen mit denen sie spielen können. Dies gilt auch für behinderte Menschen, (wie Studien gezeigt haben), die mehr Hilfestellung und Freundlichkeit erfahren, wenn sie von Hunden begleitet werden. Außerdem sind Hunde auch der Gesundheit förderlich. Viele Menschen besuchen z.B. mit ihrem Hund eine Hundeschule und gehen täglich mit ihm Gassi.


Die Positivliste gesellschaftlich relevanter Aspekte von Hunden als Sozialpartner ist lang: denn Hunde fördern also z.B. die Gesundheit von Erwachsenen, Sie helfen aber auch alleinstehenden älteren Menschen bei der Bewältigung ihrer Einsamkeit. Dies gilt auch für nicht einsame Menschen, die Hunde durchaus auch als „Flirtfaktor“ nutzen. Durch den täglichen Auslauf mit dem Hund kann der Sinn für die Natur geschärft werden, der vor allem bei Stadtbewohnern häufig getrübt ist. Weiterhin werden Hunde als Co-Therapeuten in vielen Bereichen der psychologischen Betreuung eingesetzt, wie z.B. in Schulen und in Altersheimen als Streicheltiere.
Nach dieser Betrachtung sind doch Nutzen und Wirkung von Hunden auf sehr vielfältige Weise möglich. Dennoch ist ihre Wirkung nicht nur positiv. Aber dazu ein paar Gedanken das nächste Mal.

hundeauslauf-berlin

Samstag, 12. Januar 2008

Hunde als Ware und Produkt des Menschen

Heute beginne ich mit meinem Blog und hoffe auf einen regen Gedankenaustausch mit interessierten Hundefreunden.

Da ich selbst Hundebesitzerin bin und einen professionellen Hundeausführservice betreibe, mache ich mir bei unserem täglichen Auslauf diverse Gedanken zum Thema Mensch und Hund. Gerade neulich ist mir im Hundeauslaufgebiet wieder so richtig klar geworden, dass Hunde Ware und Produkt des Menschen sind.

Hier sind meine Gedanken zu diesem Thema:

Seitdem natürliche Lebensräume von Tieren vor allem in urbanisierten Umwelten bedroht sind, verschwinden sie immer mehr aus dem öffentlichen Leben der Gesellschaft. Dadurch wird das Interesse daran, sich ein Stück „heimischer Natur“ nach Hause zu holen, immer größer. Hierbei erfüllen Heimtiere wie z.B. Hunde und Katzen eine gewisse Ersatzfunktion. Da die Tiere in der Stadt in Wohnungen leben müssen, wird von ihnen erwünscht, dass sie möglichst an die menschlichen Gewohnheiten angepasst sind. Dazu gehört auch, dass sie wenig Dreck und Lärm machen und sich weitestgehend nach den Vorstellungen ihrer Besitzer verhalten (ein Herr am Grunewaldsee hat seinem Hund verboten, durch eine Pfütze zu laufen, da er sich dreckig machen würde - oh je).

Dann haben wir mal wieder einen röchelnden kleinen Rassehund mit Frauchen im Nerz getroffen.Da wurde mir wieder klar, dass der Hund ein Produkt des Menschen ist. Denn um ganz den menschlichen Vorstellungen im wirklichen Leben zu entsprechen, werden je nach Bedürfnissen, Modetrends oder aus Gewinnerzielungsabsichten bestimmte Züchtungen vorgenommen, die teilweise zu schlimmen Abnormitäten führen. Während er Mensch an diesen Eigenschaften seine Freude hat, leiden die Hunde hierunter ihr ganzes Leben lang. (Dem Halter solcher Hunde kann ohne Weiteres jegliche ethische Verantwortung abgesprochen werden).
Auch bei der Beschaffung der Hunde können einzelne Bedürfnisse speziell berücksichtigt werden. Hunde können über Züchter, Tierheime, via Internet sowie über Zeitungen und Zeitschriften, Freunde und Verwandte erworben werden. Ihr Marktwert kann dabei über die Rasse bestimmt werden oder ist von der Herkunft der Hunde abhängig, wenn sie z.B. aus dem Tierheim kommen. Generell haben Mischlinge einen wesentlich geringeren Wert und werden häufig sogar kostenlos und ohne Schutzgebühr abgegeben. Für Rassehunde hingegen werden auch schon mal vierstellige Beträge verlangt und bezahlt. Da Hunde inzwischen nach menschlichen Vorstellungen gezüchtet werden, sind sie ein an Wünsche angepasstes Produkt geworden . Das daraus sogenannte Qualzüchtungen entstehen, wird, wissender- oder nichtwissenderweise, nicht nur in Kauf genommen, sondern sogar gewünscht. Den Tieren werden gemäß dem Lorenzschen Kindchenschema Stupsnasen mit kurzer Schnauze angezüchtet, die ihnen z.B. enorme Atemprobleme bereiten (sehen wir öfter beim Ausführservice). Solche Hunde finden häufig einen besonders guten Absatz. In anderen Fällen werden die Köpfe überproportional im Verhältnis zum Körper herausgebildet, so dass dem Muttertier bei der Geburt größte Schmerzen bereitet werden.
Die Liste der Beispiele ließe sich noch lange weiterführen. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass häufig defekte Gene für beispielsweise bestimmte Farbzüchtungen genutzt werden; für bestimmte Rassen sind Gendefekte nach den Rassestandards einiger Zuchtverbände sogar Voraussetzungen für ihren Marktwert. Auch an dieser Stelle wird das ambivalente Verhältnis in der Mensch-Hund-Beziehung deutlich: Hunde werden als Produkt des Menschen ganz nach seinen Vorstellungen gemacht. Ändern sich die Vorstellungen und die Bedürfnisse, verlieren die „alten“ Tiere ihre Daseinsberechtigung und werden weggeschafft und neue „Rassen“ müssen erschaffen werden.
Hunde als Ware können aber über ihre Prestige- und Statussymbolfunktion auch gewisse Macht- und Profilierungsbedürfnisse beim Menschen befriedigen. Zum einen hat der Mensch die Möglichkeit, besondere Merkmale, die das Tier unbedingt erfüllen soll, nach Belieben heranzuzüchten. Dadurch werden Hunde wie Prädikatsware und können teurer verkauft werden. So finden ganze Modetrends in von Zuchtverbänden erstellten Rassestandards ihre Legitimation. Ein weiteres Indiz für die Macht über die Objekte Hunde ist, dass sie bei unerwünschten genetischen Defekten oder nicht vollständigen Übereinstimmungen mit den Zuchtbestimmungen eliminiert werden dürfen. Ferner kann jeder nach Herzenslust und- Laune Hunde durch Erziehung und Dressur nach seinen Wünschen manipulieren. Hunde sind von Natur aus bereitwillig, sich Herrchen oder Frauchen unterzuordnen. Dies bietet vielen Menschen die Möglichkeit, Dominanz über ihre Tiere auszuüben, indem sie erzwungenermaßen sinnlose Übungen und Kunststückchen zur Freude ihrer Besitzer ausführen müssen (manch' Hundeerziehung der einen oder anderen Hundeschule ist fragwürdig).
Vor einiger Zeit waren wir im Pfötchenhotel und haben dort Hunde beobachtet, die für eine Castingshow Schlange standen. Dort konnte man u.a. zwei eingefärbte und gestylte Pudel sehen. Mit diesem Beispiel möchte ich abschließend als Weiteres und Letztes die Rassehundeshows erwähnen. Hier werden Hunde den Menschen zum Gefallen frisiert, gefärbt, gekämmt, getrimmt, gebadet, gepudert, parfümiert und bekommen sogar die Krallen lackiert. Es profitieren demnach gleich zwei Seiten: Zum einen kann der Züchter, wenn er unter Einhaltung strengster Regeln und Vorschriften einen „Champion“ hervorbringt, seinen Erfolg in der Regel sofort vermarkten. Zum anderen werden hier Statussymbole geschaffen, für Menschen, die das Besondere von selten bis abnorm wollen, etwas, was sich z.B. der Nachbar nicht leisten kann. Auch wenn heutzutage fast jeder einen Rassehund erstehen kann, ist der Aufwand für so eine Ausstellung mit hohen Kosten verbunden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Hunde in vielfältiger Weise als Ware und Produkt fungieren: sei es, dass menschliche Wünsche und Gewinnerzielungsabsichten durch besondere Züchtungen mit dem Produkt Hund erfüllt werden, oder auch die Art und Weise, wie die Hundebeschaffung erfolgt. Auch spielen beim Ausleben von Macht- und Profilierungsansprüchen bei Hunden sächliche Dinge wie Aussehen und Marktwert als Prestige- und Statussymbol eine wesentliche Rolle.

Bis zum nächsten Mal - ich bin auf eure Gedanken zu diesem Thema gespannt.
hundeauslauf-berlin